Als ich ein Kind war, war ich Spurensucherin. Eine Zeit lang habe ich zusammen mit meiner besten Freundin jeden Tag nach der Schule interessante Spuren aufgespürt und diese verfolgt. Wir haben immer etwas gefunden. Einmal glaubten wir sogar, wir hätten die Spur von einem Marder am Waldrand entdeckt. Ich war mir zwar nicht ganz sicher, was genau der Zusammenhang zwischen Marder und Mörder ist, jedoch war ich davon überzeugt, dass es einen geben muss. Auf jeden Fall war diese Spurensuche eine der aufregendsten und abenteuerlichsten. Ausserdem war ich als Kind erfolgreiche Verkäuferin. Immer wieder haben mein Bruder und ich unseren Strassenverkaufsstand geöffnet und die zufällig vorbeikommenden Passanten mit einer überwältigenden Auswahl an atemberaubend schönen Steinen von unserem Kiesweg und einzigartigen Gänseblümchen aus dem Garten beglückt. Manchmal kombinierten wir die Blumen sogar noch mit einem Büschel Gras und Klee, sodass wir die Kundschaft mit völlig ausgefallenen Zusammenstellungen und richtig üppigen Blumensträussen richtiggehend begeistern konnten. Ich war aber auch Zirkusartistin.Die Show, die ich mit den Nachbarskindern auf die Beine gestellt habe, war der Wahnsinn. Jedes Element des Spielplatzes wurde irgendwie in eine halsbrecherische Nummer eingebaut. Die eingeübten Kunststücke erforderten jeweils vollen Körpereinsatz, eiserne Konzentration und eine geballte Ladung Mut. Sobald der tosende Applaus der zahlreichen Zuschauer jeweils verebbte, machten wir uns sogleich ans Proben der nächsten Aufführung, sodass unsere Mütter und Nachbarinnen etwa eine halbe Stunde später bereits wieder in den Genuss eines noch viel spektakuläreren Programms kamen. Des Weiteren war ich früher noch Königin, Mutter, Künstlerin, Köchin, Tänzerin, Friseurin, Hüttenbaumeisterin und vieles mehr. Das waren noch Zeiten! Die Kindheit…
Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, muss ich manchmal schmunzeln – und oft laut lachen. Die Kindheit ist etwas ganz Besonderes und Aufregendes. Ein Kind steckt voller Ideen, Fantasie, Neugierde und Begeisterung. Viele der Eigenschaften, die ein Kind besitzt, kommen den Menschen jedoch mit der Zeit abhanden. (So bin ich heute beispielsweise nicht mehr eine halb so gute Tänzerin wie früher!) Es bleibt die sehnsüchtige Erinnerung an einen unbeschwerten, schönen Lebensabschnitt. Ans Spurensuchen, Steine sammeln und Zirkusnummern Einstudieren. Auch wenn die Zeit vorbei ist, ist es immer toll in Kindheitserinnerungen zu schwelgen.
Leider sind diese Erinnerungen an die Kindheit lange nicht bei allen so schön. Viel zu viele Kinder müssen sich durch eine Kindheit kämpfen, ohne dabei richtig „Kind sein“ zu dürfen. In Indien beispielsweise müssen viele Kinder zu Hause ihren Familien bei der Arbeit im Haushalt und in der Landwirtschaft helfen, weil die Eltern auf die Mithilfe der Kinder angewiesen sind. In Moldawien dagegen leben Kinder, die sogar ganz ohne ihre Eltern zurechtkommen müssen, weil diese vor der Armut ins Ausland flüchten und ihre Schützlinge alleine zurücklassen mussten. Andere Eltern, die bleiben, verfallen teilweise aus Depression dem Alkoholismus und vernachlässigen und misshandeln ihre Familien.
Natürlich hatte auch ich Probleme in meiner Kindheit. Beispielsweise musste ich zum Teil Dinge essen, die ich nicht so gern hatte, wie Salat oder Fenchel. Meine Eltern waren mit mir nie im Europapark, dafür musste ich fast jeden Tag nach draussen, auch wenn ich gar keine Lust hatte. Die Meerschweinchen, die ich mir gewünscht hatte, musste ich selber ausmisten und ich durfte zum z’Nüni nie Milchschnitten mitnehmen, sondern immer nur gesunde Sachen. Ausserdem bekam ich immer nur dann neue Schuhe, wenn ich welche brauchte. Ich bin mir völlig bewusst, wirklich schlimm sind diese Probleme nicht. Es sind absolute Luxusprobleme, fernab von allem, was als reale Probleme bezeichnet werden kann. Die von ora unterstützen Kinder jedoch, müssen sich teilweise mit viel grösseren und ernsthafteren Problemen rumzuschlagen. Sie haben wirklich reale Probleme. Bereits in sehr jungen Jahren werden sie mit der harten Realität konfrontiert, in die sie hineingeboren wurden. Dabei ist doch etwas vom Schönsten an der Kindheit, dass die Realität noch so unwichtig und unbedeutend ist. Nicht aber für diese Kinder. Viel zu genau wissen sie, was Armut bedeutet. Was es heisst, dafür kämpfen zu müssen, dass Grundbedürfnisse abgedeckt werden können, wie ein Dach über dem Kopf zu haben, Essen, Kleidung, medizinische Versorgung und so weiter. Bereits die kleinen müssen mitanpacken und es gibt fast keinen Weg dem Elend zu Hause und der Armut zu entkommen.
Aber das muss nicht abei allen so sein! Mit einer Patenschaft bei ora können sie ein solches Kind und dessen Familie unterstützen und es ihnen ermöglichen, ein besseres Leben zu führen. Sie können ihnen helfen, einige ihrer Probleme zu lösen, so dass auch diese Kinder unbeschwert Kinder sein können.