Soeben konnten wir unseren Patinnen und Paten wieder ein „Update“ von den jeweils von ihnen unterstützten Patenfamilien weiterleiten. Denn zum Ende des letzten Jahres haben sich alle Patenkinder mit einem Brief für die Unterstützung bedankt und von sich und ihren Erlebnissen im letzten halben Jahr erzählt. Diese Briefe für die Paten zu lesen, zu übersetzen und für den Weiterversand aufzubereiten war eine spannende Arbeit. So verschieden die kleinen und grösseren Kinder aus den unterschiedlichsten Ländern wie Indien, Haiti, Ruanda, Guinea-Bissau, Rumänien und Moldawien sind, so unterschiedlich fallen auch ihre Berichte aus.
Ein paar der ganz Kleinen, die noch nicht schreiben können, haben Bilder für ihre Patinnen und Paten gemalt. Mit viel Liebe und Fantasie wurden Blumen, Sonnen, Herzen, Menschen und verschnörkelte Verzierungen gezeichnet und aus den verschiedenen Ländern an die Patinnen und Paten in der Schweiz geschickt. Auch das klassische Kinderbild von einem Haus, das irgendwo neben einem Baum unter dem blauen Sonnenhimmel steht, welches bestimmt auch viele von uns als Kind schon selber gemalt haben, ist ein paar Mal mit dabei. Während bei uns das Haus aber für gewöhnlich von Gras umgeben ist, wo oft die eine oder andere Blume darauf blüht, stehen beispielsweise die Häuser der Kinder von Ruanda stets auf braunem Boden und es sind im besten Fall ein paar einzelne grüne oder braune Halme zu sehen. So unterscheiden sich nicht nur in den Briefen geschilderte Erlebnisse, sondern auch die gemalten Bilder der Kinder.
Aber auch die Inhalte der Briefe sind je nach Projektland – und natürlich auch von Kind zu Kind – sehr unterschiedlich und interessant. So haben, wenig überraschend, alle Kinder aus Haiti vom Hurrikan berichtet, der sie im Oktober heimgesucht hat, während beispielsweise die rumänischen und moldawischen Kinder oft von ihrem Schulalltag und den Ferien berichteten. Während einige Kinder relativ sachlich über Noten und Tagesabläufe berichten, kommen andere in einen regelrechten kleinen, impulsiven Erzählfluss und schreiben ausführlich über ihre zwei neuen Katzen oder wollen vom Paten wissen, ob er auch gerne Pilze mag, weil sie sich gerade daran erinnern, wie sie vor ein paar Tagen Pilze gesammelt haben.
Zu lesen, mit was sich diese Kinder zum Teil rumschlagen müssen, gleichzeitig aber auch zu sehen, wie viele von ihnen ganz einfach das Beste aus ihrer Situation machen, ist eindrücklich. Selbstverständlich haben alle haitianischen Kinder den Hurrikan als schrecklich erlebt, noch mehr aber als ihrer Trauer und dem Schock verleihen sie ihrer grossen Erleichterung Ausdruck, dass ihre Familien überlebt haben. Dass ihr Haus und ein Grossteil ihrer Habseligkeiten durch den Sturm zerstört wurde, die Familie bis auf weiteres notdürftig in einer Massenunterkunft untergebracht ist und sich das ganze Dorf in einem Ausnahmezustand befindet scheint von der Dankbarkeit dafür, dass es allen gut geht übertönt zu werden.
Die wenigsten der Patenkinder konnten in den Ferien verreisen und sie mussten stattdessen tatkräftig zu Hause mitanpacken. Einige mussten letztes Jahr eine Klasse wiederholen, weil sie so oft und lange krank waren und deshalb die Schule zu selten besuchen konnten. In ein paar Familien gibt es nicht mehr als eine richtige Mahlzeit am Tag. Aber die meisten dieser Kinder beklagen sich nicht, sondern sehen das Gute in ihrem Leben und erfreuen sich an den kleinen Dingen. Sie sind überglücklich darüber eine Patin oder einen Paten zu haben der sie unterstützt. Vielen scheint diese Patenschaft wirklich viel zu bedeuten – nicht nur die finanzielle Unterstützung, sondern ganz einfach das Wissen, jemanden zu haben, der an sie denkt. Dies alleine gibt vielen Kindern offenbar schon viel Hoffnung und spornt sie an.
Es ist schön zu lesen, wie einige der Kinder aufrichtig interessiert sind an der Person, die offensichtlich jeden Monat an sie denkt und zu sehen, wie zum Teil richtige Freundschaften zwischen den Kindern und den Patinnen und Paten geschlossen werden. Keine Patenschaft ist wie die andere, aber sie sind alle etwas ganz Spezielles.
Danke an alle Patinnen und Paten!
Sind auch Sie interessiert an einer Patenschaft bei ora, dann informieren Sie sich hier.