«Let us move forward and make a difference. There are hundreds of problems but millions of solutions. Your life is a message, keep it inspiring!»
Schwester Ephrem, Projektleiterin und Patenschaftskoordinatorin in Indien, schrieb dem ganzen Büro eine Weihnachtskarte, deren Worte mich in mehrer Hinsicht berührt hatten. Ja, es gibt Hunderte von Probleme, aber die Arbeit, wie sie von ora international geführt wird, ist eine der Millionen von Lösungen.
Nach dem Abschluss meines Bachelorstudiums wollte ich nur eines – Erfahrungen sammeln in einem Arbeitsbereich, der mich interessiert und wohinter ich stehen kann. Also sollte es etwas Soziales mit internationaler Wirkung sein. Dies hat geklappt: Ich sammelte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen, häufig auch Bereiche, in welche ich vorher noch keinerlei Einblick gewonnen hatte: So beschäftigte ich mich u.a. mit der Patenschaftsverwaltung, der Administration, der Öffentlichkeitsarbeit und der Kommunikation. Mit der Mitarbeit am Projekt «16 Tage gegen Gewalt» durch ora’s «BH gegen Gewalt» kam auch der politische Input nicht zu kurz.
Mir fiel schnell auf, dass diese kleine NGO vieles verkörpert, was mir am Herzen liegt: Erstens werden alle Kinder gleich behandelt – ohne Unterschied zu Religion, Intellekt oder Geschlecht. Fragt man nach Hilfe, werden alle Hebel in Bewegung gesetzt , um tatsächlich unterstützen zu können. Zweitens wird auf das Konzept «Hilfe zur Selbsthilfe» gesetzt: Mit Mikrokrediten, Agrarprojekten und natürlich Schulbildung sollen Menschen eine Starthilfe bekommen, die ihnen auf dem Weg in ein selbstständiges Leben zur Seite steht. Drittens wird mit der Entwicklungszusammenarbeit ein sehr wichtiges Ziel verfolgt: Chancengleichheit. Kinder sollen überall die gleiche Chance haben, Schulbildung zu geniessen und ihre Krankheiten zu behandeln. Egal, ob Mädchen oder Junge, ob Landei oder Stadtkind, ob Schweizer oder Inder, ob Österreicherin oder Haitianerin: Ein Schritt in Richtung Chancengleichheit lässt sich mit verschiedensten Mitteln erreichen, allen voran eine Patenschaft. Natürlich ist es illusorisch zu glauben, dass dies auch in jedem Fall funktioniert. Aber hey, ohne ein Ziel vor Augen kommt man doch gar nicht erst an, oder?
Verschiedene Hilfsprogramme versuchen, Menschen in ein unabhängiges Leben zu führen. Meistens hat dies mit Geld zu tun und je mehr Geld gezahlt wird, desto eher wird die Unabhängigkeit erreicht und die Hilfe eben nicht mehr benötigt. Dies ist wichtig, wenn nicht sogar essentiell. Allerdings sind viele dieser «geldlastigen» Hilfsprogramme ohne die finanziellen Ressourcen natürlich nicht tragbar. Hier gibt es allerdings etwas, das nur mit sehr wenig Geld funktioniert: Die Kinderparlamente in Anbu Illam. Ich bin mir nicht sicher, weswegen ich so fasziniert von diesen Kinderparlamenten bin, aber je mehr ich darüber lese, desto überzeugter werde ich: Kinder kann nicht nur mit Geld geholfen werden, sie brauchen Selbstbewusstsein, Gehör und Mitspracherecht. Mit den Kinderparlamenten werden den Kindern zudem Gleichberechtigung und demokratische Entscheidungsfindung gelehrt. Ihnen wird eine Stimme gegeben.
Sehr spannend fand ich es immer wieder, Einblick in das Leben anderer Menschen zu bekommen. Indem ich duzende Geschichten von Patenkindern las, wöchentlich mit den Menschen vor Ort in Kontakt stand und mich durch meine Blogbeiträge mit der Situation in anderen Ländern auseinandersetzen musste, fühlte ich mich den Menschen auf der anderen Seite der Weltkugel ein Stücklein näher.
Und nun? Um es mit den Worten Schwester Ephrems zu sagen: Let us move forward and let us make a difference!