Jeder redet von Armut, aber was ist Armut eigentlich? Ich möchte hiermit die Möglichkeit nutzen Euch Lesern mitzuteilen, wie die Reise auf mich gewirkt hat.
Schon einige Länder habe ich bereist, nicht nur reiche Länder, auch arme Länder. Doch keines schockierte mich mehr als das 3 Flugstunden entfernte Land, Moldawien.
Jeder hat wahrscheinlich schon mal Bilder von Menschen mit verlotterten und schmutzigen Kleidern gesehen, Tiere welche bis auf die Knochen abgehungert sind, Häuser die renovierungsbedürftig und dennoch bewohnt sind. Man denkt sich, diese Wesen sind arm. Das sind sie, aber wenn man noch vor Ort ist, die eisige Kälte spürt, die Gerüche riecht, den Menschen in die Augen sieht und mitbekommt, wie real diese Bilder auch sind, in Wirklichkeit ist es noch viel schlimmer.
Jeder Tag überraschte mich mit einem neuen Schicksal, und immer wieder dachte ich mir, «das kann doch nicht sein!». Diese vielen Eindrücke lösten ein grosses Gefühlschaos in mir aus. Wut, Angst, Traurigkeit aber auch Dankbarkeit und Freude. Ich fing an mich mit Fragen zu beschäftigen, mit welchen ich mich noch nie zuvor auseinandergesetzt hatte.
Wie kann eine Regierung so korrupt und herzlos handeln? Wie kann ein Land welches so nah an der Schweiz liegt überhaupt so arm sein? Wann kann man das Wort «arm» überhaupt anwenden? Was können wir tun um noch mehr zu helfen?
Solche Fragen stellte ich mir, manche bleiben unbeantwortet. Dennoch bin ich dankbar, dass es so viele herzliche Leute gibt, welche sich einsetzen. Jeder einzelne aus unserer Gruppe hatte seinen Koffer mit Hilfsgütern gefüllt. Diese zu verteilen, und viele glückliche Gesichter zu sehen, war wundervoll.
Meine Sichtweise zu vielen Dingen, wurde auf dieser Projektreise verändert. Ich werde das Wort «arm» nur noch gezielt einsetzen und vorher zweimal überlegen, ob man die Umstände auch wirklich unter «arm» einordnen kann. Das privilegierte Leben in der Schweiz, und somit die ganze Infrastruktur und das politische System werde ich sehr zu schätzen wissen.
Nun bin ich wieder zu Hause in der Schweiz. Überwältigt von Gefühlen und dankbar, die Schweiz mein zu Hause nennen zu dürfen.
Praktikantin Carla V. Flury