«Von Frauen wird erwartet, dass sie in jedem Lebensabschnitt den Männern gehorchen. Eltern hoffen auf ein männliches Kind und vernachlässigen oftmals ihre Töchter: Sie ernähren sie mangelhaft und Geld für ihre Bildung auszugeben kommt nicht infrage. Allgemein sind die Zugänge zu Bildung, Hygiene und Freizeitmöglichkeiten von Frauen eingeschränkt.»
Dieses Zitat stammt von Schwester Ephrem, ora international’s Projektpartnerin in Indien. Sie und ihre Mitarbeiterinnen unterhalten das Kloster Anbu Illam, das sich um die armen Leute der Umgebung kümmern. Auch die Kinderparlamente sind dort angesiedelt. Die Ungleichbehandlung kriegt sie aus erster Hand mit, so werden Mädchen öfters zum Arbeiten verdonnert, werden verheiratet und können die Schule nicht mehr besuchen. Schwester Ephrem strebt das «Empowerment» der Mädchen und Frauen an, möchte ihnen Perspektiven aufzeigen und eine Stimme geben, was die indische Gesellschaft nur mangelhaft tut. Mithilfe von Selbsthilfegruppen und Nähkursen für Frauen versucht sie, genau dies zu erreichen.
Indien ist ein Land mit zwei Gesichtern: Auf der einen Seite Modernisierung, Industrialisierung, Schönheit und Pracht, auf der anderen Armut und Überbevölkerung, Unterdrückung und Geringschätzung der Frau. Zwar steht in der Verfassung Indiens geschrieben, dass Frauen nicht diskriminiert werden dürfen, doch gelten sie noch immer als das minderwertige Geschlecht. Gerade in den ländlichen Regionen Indiens und in den Armutsgebieten der Städte tritt dieses Frauenbild deutlich zutage. Diese Ansichtsweise ist mitunter auch der mangelnden Bildung der Menschen und dem Kastensystem geschuldet. In die Bildung von Mädchen wird ungern investiert, weil ein Mädchen mit der Hochzeit weggegeben wird und man obendrein eine teure Mitgift zahlen muss. Menschenrechte der Frauen werden in mehrfacher Weise verletzt, so leidet ihr Recht auf Bildung oder ihr Recht auf Arbeit. Frauen und Mädchen werden in weiten Teilen Indiens Opfer beispielloser Gewalt, wir erinnern uns an der Fall einer Studentin aus dem Jahre 2012, die an den Verletzungen einer Gruppenvergewaltigung starb.
In diesem Hintergrund ist es von grosser Wichtigkeit, die Abhängigkeit von Frauen gegenüber den Männern zu reduzieren. Dies kann mittels verschiedener Angebote geschehen, das ökonomische Empowerment ist eines davon: Dank den Nähkursen von Anbu Illam beispielsweise können sich die Frauen selbst eine Existenz aufbauen und müssen nicht auf das Geld ihres Mannes hoffen oder eine Arbeit annehmen, die unter ihrer Würde ist.
ora international sieht das Empowerment von Frauen und Mädchen als enorm wichtig an: Einerseits werden damit natürlich die Betroffenen untersützt und ihnen wird ein unabhängiges Leben ermöglicht. Auf der anderen Seite ist ora international der Meinung, dass eine gleichberechtigte Gesellschaft Vorteile für alle birgt. Mit Mädchenpatenschaften wird dafür gekämpft, dass ein Mädchen zur Schule gehen kann und nicht früh arbeiten oder etwa verheiratet wird. Interessieren Sie sich für eine Patenschaft? Schreiben Sie uns eine Mail und wir senden Ihnen unverbindlich einen Patenschaftsvorschlag zu.
Quellen:
- Sexuelle Gewalt: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/agenda/sexuelle-gewalt-gegen-frauen-in-indien-gestiegen-14249824.html
- Gewalt gegen Frauen und Mädchen: https://www.amnesty.de/jahresbericht/2017/indien#section-24308
- Geschlechterungleichheit in Indien: http://theconversation.com/achieving-gender-equality-in-india-what-works-and-what-doesnt-67189